Was bleibt aus unserer Schulzeit

Kürzlich war Klassentreffen.
Zwölf Jahre ist das letzte her, unser Schulabschluss liegt mittlerweile drei Jahrzehnte zurück. Ich war neugierig – und, ehrlich gesagt, auch etwas unsicher: Werde ich alle wiedererkennen? Werde ich mich an die Namen erinnern?

Doch schon in den ersten Sekunden war klar: Ja, alles war da. Die Gesichter, die Stimmen, die typischen Gesten. Ich wusste sofort, wer vor mir stand – ohne überlegen zu müssen. Es war, als hätte mein Gehirn diese Erinnerungen sorgfältig konserviert, um sie im richtigen Moment wieder freizugeben.

Als psychologische Beraterin hat mich dieser Abend auf besondere Weise berührt. Ich konnte direkt erleben, wie das Wissen über frühkindliche und jugendliche Entwicklung plötzlich praktisch greifbar wurde.

Das Gedächtnis vergisst nicht

In der Kindheit und Jugend lernen wir unglaublich viel – nicht nur in der Schule, sondern im sozialen Miteinander. Unser Gehirn speichert Gesichter, Namen, Stimmen, Stimmungen, Wohnorte, ja sogar die Gerüche und Geräusche unserer damaligen Umgebung. Dieses Wissen ist nicht einfach weg, auch wenn Jahrzehnte vergehen. Es bleibt als Teil unseres Gedächtnisses tief in uns verankert. So konnte ich beim Klassentreffen förmlich spüren, wie vertraut mir diese Menschen immer noch sind. Wie mein Gehirn blitzschnell Bilder und Gefühle aus vergangenen Zeiten aktivierte und dabei die Erinnerung mit Emotionen verknüpfte.

Verbundenheit, die bleibt

Neben den kognitiven Erinnerungen war da auch etwas anderes: ein Gefühl von Vertrautheit, fast von Zugehörigkeit. Wir alle teilten einen Lebensabschnitt, der uns geprägt hat, mit denselben Lehrpersonen, denselben Pausenplätzen, denselben Ängsten und Erfolgen. Diese gemeinsamen Erlebnisse haben unsere jungen Gehirne geformt.

In der Kindheit entwickeln sich unsere emotionalen und sozialen Kompetenzen besonders stark. Bindung, Vertrauen, Selbstbild – all das entsteht in dieser Zeit. Kein Wunder also, dass die Begegnung mit Menschen aus dieser Phase alte Emotionen weckt, selbst wenn wir uns seit Jahren nicht gesehen haben.

Prägung – positiv wie negativ

Für mich war dieses Treffen eine sehr schöne und bereichernde Erfahrung. Ich habe gespürt, wie viele dieser Erinnerungen mit Wärme und Dankbarkeit verbunden sind. Doch gleichzeitig wurde mir bewusst: Nicht alle Menschen empfinden das so. Manche tragen aus dieser Zeit auch schmerzliche Erfahrungen in sich – Ausgrenzung, Überforderung, Leistungsdruck. Diese frühen Eindrücke prägen unser heutiges Erleben stärker, als uns oft bewusst ist. Sie können Einfluss darauf haben, wie wir Beziehungen gestalten, wie wir mit Kritik umgehen oder wie sicher wir uns in Gruppen fühlen.

Wie wir heute damit umgehen können

Unsere Vergangenheit lässt sich nicht ändern – aber wir können verstehen, wie sie wirkt. Indem wir uns mit diesen alten Gefühlen auseinandersetzen, können wir Muster erkennen, die uns heute vielleicht noch blockieren. Und wir können lernen, liebevoller mit uns selbst umzugehen – auch mit dem Kind, das wir einmal waren. Für diese Auseinandersetzung bietet mein Angebot einen Raum für dich. Mich faszinieren Lebensgeschichten und ich begleite Menschen gerne im Prozess, sich selber besser zu verstehen.

Das Klassentreffen war für mich ein Abend voller Erkenntnisse: über das Erinnern, über Verbundenheit – und darüber, wie tief unsere Wurzeln reichen.

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